Blick aus dem Jardin des Tuileries auf das Riesenrad und den Weihnachtsmarkt
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Wie ich auf dem Weihnachtsmarkt in Paris meinen letzten Gutglauben an die Menschheit verlor

Zwei Nächte Paris hatte ich an die Reise ins Disneyland gehängt, um endlich wieder zurück in der französischen Hauptstadt zu sein, die ich zuletzt 2010 besichtigt hatte. Das hatte sich einfach angeboten, da wir eh schon die lange Strecke bis nach Torcy fahren mussten. Die 30 Minuten vom Disneyland nach Paris waren da ein echter Klacks. Doch dass der Weihnachtsmarkt in Paris solch ein Drama nach sich ziehen würde, hätte ich nicht erwartet.

Die perfekte Strecke für schnelles Sightseeing

Am späten Nachmittag fuhr ich mit der Metrolinie 1 vom Gare du Lyon, wo unser Hotel lag, zum Bahnhof Charles de Gaulle Étoile. Dort flanierte ich allein vom Bahnhof über die Avenue des Champs-Élysées Richtung Louvre. Ein perfekter Weg, um einige Sehenswürdigkeiten in kurzer Zeit zu besuchen. Die Strecke ist ungefähr 3,5 Kilometer lang und somit einiges an Laufstrecke. Durch das Disneyland war ich das aber eh schon gewöhnt. Wer nicht laufen will, kann auch eine Art Hopping durchführen, da sich auf der Strecke mehrere Metrohaltestellen befinden.

Place Charles de Gaulle und Arc de Triomphe de l’Étoile

Mein Start war also direkt am Bahnhof bzw. dem Place Charles Charles de Gaulle mit dem Blick auf den Arc de Triomphe de l’Étoile, einem Bauwerk, das auch zu den Wahrzeichen der Metropole Paris gehört. Übrigens kann man den Triumphbogen als Fußgänger nur erreichen, wenn man durch eine Unterführung geht, da um ihn drum herum ein großer Verkehrskreisel führt. Auf dem Bogen gibt es eine Aussichtsplattform*, die meist zwischen 10:00 und 22:30 Uhr geöffnet ist. Der Eintrittspreis liegt bei ca. 12,00 € und war mir auf jeden Fall für den kurzen Besuch zu teuer.

Blick auf den Triumphbogen in Paris von der Avenue des Champs-Élysées
Blick auf den Place Charles de Gaulle und Arc de Triomphe

Avenue des Champs-Élysées – eine Prachtstraße ohne Pracht?

Weiter führte der Weg über die Avenue des Champs-Élysées, einem 70 Meter breiten Boulevard, der auch als Prachtstraße von Paris gilt. Denn hier finden sich unter anderem Geschäfte wie Cartier, Louis Vuitton und Prada. Fast 2 Kilometer lang ist die Avenue und führt bis zum Place de Concorde. Ich muss ehrlicherweise gestehen, dass mir die Champs-Élysées bei meinem ersten Besuch im Sommer 2010 deutlich besser gefallen hat. Dieses Mal wirkte sie stellenweise sehr trostlos, hatte viele Baustellen und einige leere Geschäfte und Gebäude. Eine richtige Prachtstraße stelle ich mir etwas anders vor. Mag vielleicht am Zeitraum gelegen haben, dass Anfang Januar nicht die Hochsaison ist. Aber es hinterlässt einen etwas faden Geschmack sowie leichte Enttäuschung.

Der Place de la Concorde mit dem Obelisk von Luxor

Am anderen Ende der Avenue des Champs-Élysées liegt der Place de la Concorde. Mit seiner Länge von ca. 360 Metern und einer Breite von ca. 210 Metern sowie einer Fläche von ca. 8,64 ha ist er der größte Platz von Paris. Auf ihm spielten sich viele historische Ereignisse ab. Heute kann man hier zum Beispiel das Hôtel de Crillon und das Hôtel de la Marine bestaunen.

Aber auch der bereits von Weitem erkennbare Obelisk von Luxor hat seinen Standort auf dem Platz. Er ist ca. 23,5 Meter hoch und wiegt etwa 230 Tonnen. Im Jahr 1998 hat der Obelisk noch ein ca. 3,6 Meter hohes Pyramidion aus vergoldeter Bronze erhalten (also die vergoldete Spitze des Monuments). Er ist übrigens auch eine große Sonnenuhr, denn je nach Einfallwinkel der Sonne zeigt der Schatten des Obelisken die Tageszeit an. Hierfür wurden extra Markierungen auf dem Pflaster aufgemalt. Diese sind jedoch leider inzwischen schon ziemlich verblasst. Um den Obelisken herum stehen zwei Springbrunnen, die je einen Durchmesser von etwa 16 Metern haben: Fontaine des Fleuves (im Norden) und Fontaine des Mers (im Süden).

Blick vom Brunnen am Place de la Concorde auf den Obelisk von Luxor
Blick vom Fontaine des Mers zum Obelisk von Luxor am Place de la Concorde

Jardin des Tuileries – der ehemalige Schlossgarten

Direkt an den Place de la Concorde schließt sich der Jardin des Tuileries an. Es handelt sich hierbei um einen ehemaligen Schlossgarten im Barock-Stil, der sich bis zum Louvre erstreckt. Er ist frei zugänglich und ein beliebtes Ziel. Direkt am Eingang vom Place de la Concorde kommend befinden sich das ehemalige Ballhaus Jeu de Pomme und das Musée de l’Orangerie*, wo man übrigens unter anderem Werke von Monet bestaunen kann. Tickets für Erwachsene gibt es für etwa 12,50 €, wobei man Geld sparen kann, wenn man das Museum am Freitagabend ab 18 Uhr besucht. Denn da ist immer „Late opening“ in Paris. Oder du bist zufällig am ersten Sonntag im Monat vor Ort, dann kannst du sogar gratis in das Museum – reserviere dir vorher aber unbedingt den Zugang!

In der Mitte vom ehemaligen Ballhaus und dem Musée de l’Orangerie kann man sich am Bassin Octogonal bei schönem Wetter auf die Stühle rundherum setzen und einfach das Treiben genießen. Auch am anderen Ende gibt es kleine Wasserbereiche, die zum Verweilen einladen.

Blick über den Jardin des Tuileries
Blick in den Jardin des Tuileries und das Bassin Octogonal

Das wahrscheinlich meistbesuchte Kunstmuseum der Welt – Musée du Louvre

Einmal komplett durch den Jardin des Tuileries landet man am anderen Ende am Arc de Triomphe du Carrousel, der übrigens gerade restauriert wird. Dabei kann man sogar zusehen, denn die Skulpturen werden direkt am Fuße bearbeitet und es gibt kleine Fenster, durch die man schauen kann. Sehr faszinierend und richtig cool gemacht. Danach folgt das berühmte Musée du Louvre mit der Glaspyramide, wo sich die Menschen anstellen, um Eintritt in das Museum* zu erhalten. Wenn du den langen Warteschlangen entgehen willst, buch dir unbedingt vorher ein Ticket mit Zeitfenster!

Ganze 72.000 Quadratmeter Fläche erwarten die Besucher mit unterschiedlichen Ausstellungen, Skulpturen und Gemälden. Das wohl bekannteste ist die Mona Lisa, wo man inzwischen angeblich Schlange stehen muss. Ich selbst habe das Museum während des Kurztrips nicht besucht, war zuletzt im Sommer 2010 dort, wo ich übrigens weder für den allgemeinen Eintritt noch für die Mona Lisa anstehen musste. Das waren noch Zeiten!

Blick auf die Glaspyramide am Louvre Museum in Paris
Die berühmte Glaspyramide am Louvre Museum

Weihnachtsmarkt in Paris im Jardin des Tuileries

Die Esplanade des Feuillants im Jardin des Tuileries wird von Ende November bis Anfang Januar zu einem Weihnachtsmarkt, der nicht zu übersehen ist. 2023 hat dieser seine Pforten am 18. November geöffnet und war bis 07. Januar 2024 für Besucher zu erreichen. Ungefähr 80 Holzhütten boten Essen, Getränke, süße Leckereien und vieles mehr an. Auch Karussells und Animation waren vorhanden. Die Öffnungszeiten von 11:00 bis 23:00 Uhr ließen einen langen Besuch zu. An sich also ein perfekter Weihnachtszauber innerhalb der französischen Hauptstadt.

Wie mich der Weihnachtszauber (ent)täuschte

Als absoluter Weihnachtsliebhaber war ich natürlich Feuer und Flamme, als ich den Weihnachtsmarkt in Paris entdeckte. Es war der vorletzte Tag des Marktes, aber trotzdem herrschte ein riesiger Andrang. Die Stände sahen alle sehr toll aus und gab viele Angebote, die wir so von unseren deutschen Weihnachtsmärkten nicht unbedingt kennen. Daher bin ich abends mit meinem Partner noch einmal zurückgekehrt, um auch ihm alles zu zeigen. Da wir liebend gerne Crêpe essen, wollten wir natürlich auch auf diesem französischen Weihnachtsmarkt in Paris einen probieren, um einen direkten Vergleich zu haben. Das wurde uns letztendlich aber zum Verhängnis. Es gab mehrere Hütten, die Crêpes, Waffeln und Churros anboten. Wir entschieden uns für eine ungefähr in der Mitte des Weihnachtsmarktes. Ich bestellte zwei Crêpes mit Nutella – das war die einfachste Variante, nachdem das Angebot dort sehr groß war. Pro Stück 6 €, sodass wir insgesamt 12 € bezahlen sollten – soweit ein normaler Preis.

Die ersten Anzeichen zeigten sich

Wir bezahlen am liebsten mit unserer American Express Karte. Diese wird nicht überall akzeptiert, daher fragte ich, ob das Bezahlen mit der Karte am Stand möglich sei. Die Kassiererin wollte mich irgendwie nicht richtig verstehen, obwohl ich schon extra Französisch mit ihr sprach. Sie tat so, als hätte sie noch nie von der Karte gehört. Das allein hätte mich bereits stutzig machen sollen, aber hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer. Sie hielt mir dann das Kartengerät hin und ich sollte auf dem Display nach den Symbolen von akzeptierten Zahlungspartnern schauen. Dort war die American Express enthalten. Soweit also alles gut.

Lieber immer auf das Bauchgefühl hören

Normalerweise wird an dieser Stelle dann der Betrag in das Gerät eingegeben und ich darf die Karte auflegen oder einstecken. Durch das Gedrängel und die Höhe der Theke am Stand war das nicht so einfach möglich und die Kassiererin nahm mir die Karte aus der Hand und steckte sie selbst ein – jedoch komplett verkehrt herum. Hier fühlte sich die Situation zum ersten Mal für mich sehr komisch an und ich fragte mich, was gerade eigentlich schief lief. Da ich aber bekannt dafür bin, in allem immer nur das Negative zu sehen, ignorierte ich mein Bauchgefühl und ließ alles weiter geschehen. Denn selbstverständlich brach die Transaktion ab, da der Chip so nicht lesbar war. Statt mir aber die Karte zurückzugeben und es erneut zu probieren, behielt die Kassiererin sie in der Hand. Kein sonderlich gutes Gefühl.

Der Moment, der wahrscheinlich ausschlaggebend war

Statt den Betrag erneut in das Gerät einzugeben, nahm sie ihr Handy in die Hand und tippte dort herum. Ich war weiterhin verwirrt, wollte eigentlich gerne meine Kreditkarte zurück bei mir haben und endlich fertig bezahlen. Da ich Situationen aber positiver sehen soll, dachte ich, dass sie vielleicht ihren Chef per Handy fragt, ob es Probleme mit der Karte oder dem Gerät gibt. Spätestens hier hätte ich aber lieber auf mein Bauchgefühl hören sollen. Denn meine Vermutung ist, dass das der Moment war, an dem sie meine Kartendaten aufgeschrieben oder fotografiert hat. Ich kann das natürlich nicht beweisen, aber es ist für mich die einzig logische Erklärung für das, was in der Nacht dann passiert ist. Denn ich wachte am nächsten Morgen mit SMS und E-Mails von American Express über Betrugsverdacht auf.

Wenn der Morgen zum Schock wird

Ich wusste im Halbschlaf erst nicht, ob das vielleicht einfach nur Spam-Nachrichten sind, die ich öfter zum Beispiel von angeblich DHL über Pakete erhalte. Da der SMS-Verlauf aber der gleiche war, wo ich sonst auch meine Einmal-Passwörter erhalte, klingelten direkt die Alarmglocken. Ich öffnete meine American Express App und checkte die aktuellen Kontobewegungen. Dort war tatsächlich eine Buchung über 75 € von Shein zu sehen, die ich nicht getätigt habe. Auch in den E-Mails wurde über mehrere Buchungen mit verschiedenen Beträgen bei Shein informiert. Der höchste Betrag waren 202 €.

Statt zu duschen und meinen Koffer für die Heimreise zu packen, telefonierte ich also erstmal mit dem Sicherheitsservice der American Express. Gemeinsam verglichen wir alle letzten Transaktionen von meiner Karte und markierten die als Betrug, die definitiv nicht von mir stammten. Außerdem wurde direkt meine Karte gesperrt. Ich bin sehr froh, dass alles so einfach und zügig ging. Hier kann ich den Kundenservice also nur loben. Trotzdem hinterlässt es einen faden Beigeschmack und der Tag war dann erstmal für mich gelaufen.

Glimpflich davon gekommen

Inzwischen kann ich auch sagen, dass es deutlich schlimmer hätte laufen können. Die Karte wurde Sonntagmorgen gesperrt. Die meisten Buchungen gingen gar nicht erst durch, sodass nur eine Buchung erstmal in meinen Transaktionen abgezogen wurde. Diese wurde zwei Tage später direkt mit dem Verweis „Gutschrift für Kartenmissbrauch“ gutgeschrieben und Dienstagmittag hatte ich meine Ersatzkarte bereits im Briefkasten. Für mich als Lehre habe ich definitiv daraus gezogen, wirklich nie meine Karte aus der Hand zu geben. Völlig egal, wie voll und unpraktisch es vielleicht für den Verkäufer ist. Auf Taschendiebe war ich in Frankreich vorbereitet, aber nicht auf so einen offensichtlichen Datendiebstahl. Das wird mir auf jeden Fall nicht erneut passieren.

Solltest du also jemals deine American Express verlieren oder Transaktionen entdecken, die nicht zu dir gehören, dann ruf direkt beim Kundenservice an. Danach klärt sich alles schnell und einfach. Das kann ich dir jetzt garantieren.

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